Die Westhänge der Sierra Südkaliforniens bergen für den Pflanzenfreund einen ganz besonderen Schatz. Hier wächst in einer Höhe von 1.500 bis 2.000 Metern die Riesen-Sequoie (Sequoiadendron giganteum). Sie ist nicht die höchste Koniferen-Art (das ist der
Küsten Mammutbaum, Sequoia sempervirens), aber die mit Abstand mächtigste.
Das größte Lebewesen der Erde ist übrigens nicht der Elefant oder der Blauwal (der es immerhin auf drei Omnibuslängen bringt), sondern ein Mammutbaum. Sie finden ihn im Sequoia National Park - den ca. 2.500 bis 3.000 Jahre alten "General Sherman". Dieser Mammutbaum erreicht zur Zeit 88 Meter Höhe bei einem Bodendurchmesser von sagenhaften 9,70 Metern. Sein Rauminhalt von 1.500 Kubikmetern und sein Gewicht von schätzungsweise 2.145 Tonnen sind unerreicht.
Schon vor der Eiszeit existierten Mammutbäume und sind somit älter als die Schweizer Alpen oder die Rocky Mountains. Bis vor 20 Millionen Jahren existierten sie an vielen Orten, zogen sich dann aber mit der beginnenden Eiszeit in Regionen mit moderateren Temperaturen zurück. Sie verdanken ihr hohes Alter bei ungebrochener Vitalität wahrscheinlich vor allem ihrer 50 cm dicken feuerresistenten Borke.
Zudem wurzeln Mammutbäume zwar nicht besonders tief (0,6 bis 2 Meter), sind aber durch ihr weitreichendes Wurzelwerk enorm fest im Boden verankert. Es ist kein Baum bekannt, der je einem Sturm zum Opfer gefallen wäre.
Waldbrände sind verrückterweise sogar die Voraussetzung für die Fortzpflanzung des Mammutbaumes. Die Jungpflanzen sind nämlich sehr lichtbedürftig und benötigen ein mineralisches Substrat als Keimbett. Diese Voraussetzungen sind unter normalen Waldbedingungen aber gar nicht gegeben, da die anderen Gehölze zuviel Schatten geben und der Erdboden mit einer dicken Rohhumusschicht bedeckt ist. Erst nach den durch trockene Sommergewitter verursachten Waldbränden der Sierra Nevada ist die Strauchschicht vernichtet, die Baumschicht von allen fremden Gehölzen befreit und die Rohhumusschicht verascht, so daß eine Verjüngung stattfinden kann. Und erst die hohen Temperaturen veranlassen dann die widerstandsfähigen Zapfen des Mammutbaumes, sich zu öffnen.
Die Verwendung als Bau- und Furnierholz und der damit verbundene rigorose Raubbau hatte die ohnehin nicht besonders umfangreichen Bestände des Mammutbaums zum Ende des letzten Jahrhunderts bereits deutlich dezimiert, was zu ihrem strengen Schutz und zur Gründung der Nationalparks führte. In Deutschland war der Mammutbaum bis zur letzten Eiszeit heimisch. Der mit über 110 Jahren älteste Mammutbaum steht in Weinheim an der Bergstraße. Er hat noch einen für Mammutbäume recht bescheidenen Durchmesser von etwas mehr als 1,10 Metern und ist knapp 70 Meter hoch.